Welche Themen sind Bestandteil der Jägerausbildung?

Alle Artikel

Jagen beinhaltet viel mehr, als das bloße Erlegen von Wild. Jagen bedeutet die Hege von Wildtieren, Naturschutz und die Gewinnung eines hochwertigen ökologisch wertvollen Lebensmittels.

Um sich nachhaltig in die Natur einbringen zu können, müssen Jäger in verschiedenen Fachgebieten ausgebildet werden, was so umfangreich ist, dass die Jägerprüfung oft auch als "grünes Abitur" bezeichnet wird.

So sind fundierte Kenntnisse über biologische Zusammenhänge, Waffen- und Ausrüstungstechnik sowie Rechtliche Fragen nur die Grundlage für verantwortungsvolles Agieren im Jagdrevier.

Viele angehende Jäger fragen sich im Vorfeld des Jagdkurses, in welchen Fächern sie bei der Jägerprüfung geprüft werden.

Der Lehrplan der Ausbildung für den Jagdschein setzt sich aus folgenden Fächern zusammen: 

Wildbiologie

Das Fach Wildbiologie in der Jägerausbildung umfasst Wissen über die heimischen Tierarten, die in freier Wildbahn leben.

Hauptsächlich liegt der Fokus des Lehrstoffs auf jenen Tieren, welche von Jägern später bejagt werden dürfen. Darüberhinaus ist es für das allgemeine Verständnis des Ökosystems auch wichtig jene Tiere zu kennen, welche nicht dem Jagdrecht unterliegen, beispielsweise für den Umweltschutz.

Die für die Jagd wichtigsten Kenntnisse umfassen dabei die Biologie, Anatomie, Lebensweise, Gefährdung und Schutz der verschiedenen Wildarten.

Jagdbetrieb, jagdliche Praxis und Hege

Die Bejagung der verschiedenen Wildarten ist sehr facettenreich und umfasst viele verschiedene Jagdarten wie den klassischen Ansitz, die Treib- und Drückjagd, das Pirschen, die Fallenjagd und viele Weitere, wobei stets andere Herausforderungen an Mensch, Waffe und Hund auftreten.

Um Wild beobachten oder bejagen zu können ist es zunächst wichtig es überhaupt zu finden: Dafür lernt der angehende Jäger verschiedene Spuren und Pirschzeichen des Wildes zu entdecken und zu interpretieren. Ist Wild im Anblick gehört vor dem Schuss außerdem das sichere Ansprechen dazu, also die eindeutige Identifikation des Tieres: Welche Wildart? Wie alt? Führt es Jungtiere? Ist es zu bejagen oder zu schonen? 

Neben dem richtigen Schießen, der Durchführung einer eventuell notwendigen Nachsuche auf nach dem Beschießen flüchtiges Wild gehört auch jagdliches Brauchtum wie Brüche und Jagdhornsignale zu diesem Fachbereich.

Waffenhandhabung

Als Grundlage für die Waffenhandhabung unerlässlich sind rechtliche Grundlagen: Wann und wo dürfen Waffen von Jägern benutzt werden? Welche Sicherheitsbestimmungen müssen auf dem Stand und bei der Jagd eingehalten werden?

Darauf aufbauend werden jagdlich relevante Waffen (Lang-, Kurz- und Kalte Waffen), ihr Aufbau und ihre Anwendung detailgetreu erläutert. Darüber hinausgehend lernen Jungjägeranwärter verschiedene Munitionstypen und Entscheidendes über die Ballistik kennen. Welche Patrone ist für welches Wild geeignet? Wie ist die ideale Distanz für den Schuss? Welche Art Geschoss eignet sich am Besten für schweres, welche für leichtes Wild?

Zuletzt wird das Fachgebiet durch die Themen "Zielfernrohre" und "Messer" ergänzt.

Wildbrethygiene und Wildkrankheiten

Die Wildbrethygiene gehört nicht erst seit der drohenden Gefahr durch die nahende Afrikanische Schweinepest zu den wichtigsten Prüfungsfächern der Jägerausbildung, weil Jäger mit der Zusatzqualifikation "Kundige Person" berechtigt sind, Wildbret in den Handel und damit zum Verzehr frei zu geben

Hygiene fängt dabei bereits vor dem Schuss an, so muss der Schütze die Physiologie und das Verhalten des Wilds kennen, um bei Abweichungen schon vor dem Schuss ein Stück als krank identifizieren zu können. Darüberhinaus muss der Jäger sich mit der richtigen Fleischreifung auskennen, und das Wildbret zu einem gewissen Grad "zerwirken", also verarbeiten können.

Zahlreiche Krankeiten von Wildtieren sind für nicht nur im Falle des Verzehrs für Menschen hochgefährlich, auch für gesunde Nutztierbestände liegt die Verantwortung oft auf der Seite der Jäger, sich ausbreitenende Seuchen beim Wild zu verhindern. So vielfältig die verschiedenen Wildtiere, so vielfältig die verschiedenen Krankheiten an welchen das Wild erkranken kann- all diese müssen von Jägern erkannt werden um zur rechten Zeit den Veterinär einzuschalten.

Jagdhundewesen

"Jagd ohne Hund ist Schund" ist eine viel zitierte Faustregel von Jägern.

Hunde sind nicht nur für die Nachsuche unerlässlich, auch für viele Jagdarten wie die Treib- oder Drückjagd sind Hunde notwendig, um das Wild zu stellen oder auf die Beine zu bringen. So verschieden die verschiedenen Jagdweisen, so verschieden sind die Hunderassen welche sich dafür jeweils am besten eignen. In der Ausbildung lernen Jungjäger die einzelnen Hunderassen sowie ihre Eigenschaften kennen und die Grundzüge der richtigen Hundeausbildung.

Naturschutz, Landbau, Forstwesen

Erkennen der wichtigsten Baum- und Straucharten sowie landwirtschaftlicher Kulturpflanzen (inkl. Sonderkulturen) gehört zum Grundwissen für jeden Jäger. Durch Kenntnisse über der Vegetation lassen sich Rückschlüsse über das vor Ort vorkommende Wild ableiten. Außerdem ermöglichen die Kenntnisse dem Jäger Wildschadensverhütung im Wald und Feld zu betreiben und damit die Höhe Kosten durch Wildschaden einzugrenzen.

Zuletzt müssen Jäger auch wissen, wie sie selbst jagdliche Einrichtungen wie Hochsitze und Drückjagdböcke bauen können, wobei schon die Wahl des richtigen Holzes eine Herausforderung darstellen kann.

Schießausbildung

Die Schießausbildung bildet den integralen Bestandteil der Jägerprüfung. Jäger werden an der Büchse, der Flinte und an der Kurzwaffe ausgebildet, wobei sich die einzelnen Disziplinen dieser Waffen im Detail voneinander unterscheiden können. In einigen Bundesländern gehört es beispielsweise zu den Anforderungen, eine bestimmte Anzahl von Wurfscheiben (oft umgangssprachlich als "Tontauben" bezeichnet) mit der Schrotflinte zu treffen - was viele unerfahrene Schützen zumindest anfangs vor Probleme stellen kann. Dagegen erfolgt in anderen Bundesländern der Schrot

Bei der Wahl der Jagdschule empfehlen wir eine auszuwählen bei welcher keine Extrakosten für Munition anfallen und bei welcher sich der Schießstand nicht all zu weit von der Ausbildungsstätte befindet. Idealerweise ist der Jagdschule ein Schießstand angegliedert, was Schießen ohne Unterbrechung der Jagdausbildung ermöglicht.

Die Jagd ist ein sehr facettenreiches Handwerk, zu dessen Beherrschung Jahre, wenn nicht Jahrzehnte von Nöten sind. Nicht selten sind auch noch alte Hasen mit jahrzehntelanger Erfahrung überrascht, dass sie immer noch etwas neues dazu lernen können. Die bestandene Jägerprüfung markiert erst den Anfang lebenslangen Erlernens des Waidwerks. 

Anzeige