Achtung! Kostenloser Begehungsschein!

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Der frischgebackene Jungjäger kann es in der Regel gar nicht erwarten, endlich das erste mal mit geladener Büchse oder Flinte ins Revier zu fahren und dem Wild nachzustellen. Viele die mit dem Jagen beginnen haben bereits einen familiären Hintergrund und können schon beim nächsten Ansitz der jagenden Verwandten mitkommen. Die meisten Jungjäger müssen sich jedoch erst einmal nach einer Jagdgelegenheit umsehen. Vielen erscheint es sinnvoll sich um einen kostenlosen Begehungssschein zu bemühen. Nach dem teuren Jagdschein und der kostspieligen Anschaffung der ersten Jagdwaffe erscheint es finanziell logisch, das Jagdrecht mit Revierarbeiten zu entgelten.  

Ist der Jungjäger am Tag seiner Prüfung mit dem höchsten theoretischen jagdlichen Wissensstand gesegnet, so fehlt es jedoch an Wissen praktischer Natur. Dies betrifft nicht nur das tatsächliche Jagen, genauer das Schießen auf lebendiges Wild mit scharfen Waffen. Vor allem den Umgang mit andern Jägern, Pächtern, Verpächtern, Jagdherren und Lehrprinzen ist für die meisten Jungjäger absolutes Neuland. Und dieses bietet reichlich Konfliktpotential- nicht wenige Freundschaften oder sogar Familien sind schon am Thema Jagd oder Jagdneid zerbrochen. Es sind jedoch nicht nur der Neid auf Trophäen und Jagderfolg sondern auch Unstimmigkeiten die hinsichtlich der Kommunikationen über die Rechte und Zuständigkeiten im Revier aufkommen.  Daher möchten wir gerne ein paar wichtige Themen aufzählen, die in unserem Umfeld vorgekommen sind und dem zu Beginn noch begeisterten Jungjäger die Freude am Waidwerk ziemlich verderben konnten. 

Also Obacht bei folgenden Punkten!

Mach nicht den Kirrdödel!

Die höchstmögliche Anzahl der Kirrungen und der Menge Kirrgut ist im Bundesjagdgesetz vorgeschrieben. Dieser Umstand wird von vielen Jägern ignoriert, gerade der älteren Generation. Wer als eifriger Jungjäge mehrmals wöchentlich in den frühen Morgenstunden Kirrungen neu bestellen muss, sollte seine Jagdgelegenheit einmal überdenken. Gute Gründe von denen sich auch erfahrene Jäger zu weniger Kirr-Engagement überzeugen lassen: Zu viele Kirrungen sind kontraproduktiv, denn man kann nur an einer sitzen- durch das reichhaltige Nahrungsangebot verteilen sich die herbeigesehnten Sauen jedoch wieder. Wenn schon gekirrt wird, empfehlen sich einige wenige Kirrungen um das Wild dann auch an diesen Stellen zu binden. Zu häufiges Auffüllen schafft außerdem Unruhe im Revier, man “vertritt” das Wild- weniger (häufig) kirren ist mehr! Außerdem empfiehlt es sich immer zur gleichen Uhrzeit zu kirren, dann gewöhnt sich das Wild am ehesten an die Störung im Revier.

“Im ersten Jahr nur Raubwild”

Eine klassische Absprache früherer Zeiten war, dass Jungjäger im ersten Jahr oder länger nur auf Raubwild jagen dürfen. Wie lange man Jungjäger ist wird in solchen Fällen übrigens gerne vom Jagdherrn entschieden, genauso welche Böcke stark sind und welche stehen zu lassen sind. Von derartigen Arrangements raten wir dringend ab- es gibt genug Jagdgelegenheiten bei welchen Jungjäger Jährlinge oder gar starke Böcke offen stehen, sowie auf Schwarzwild und sogar Dam- oder Rotwild gejagt werden darf.  

Wildkamera-Auslese

Wildkameras sind bei vielen Jägern sehr beliebt, denn sie verschaffen Überblick darüber, was im Revier los ist. Allerdings bringen etwas ältere Modelle auch oft einen entscheidenen Nachteil mit sich: Sie sind händisch auszulesen. Viele Jagdherren wünschen sich von ihren Jungjägern eine zuverlässige Auslese der Wildkameras, aus eigener Erfahrung wissen wir: manche sogar auf täglicher Basis. Hier gilt das gleiche wie bei den Kirrungen: Zu häufige Bewegung im Revier verscheucht das Wild. Ein Nachtteil von Wildkameras ist außerdem oft, dass sich anhand der Aufnahmen keine Regelmäßigkeit ableiten lässt: Mal kommt der starke Keiler um drei Uhr Nachts, mal in den frühen Morgenstunden- oder einfach mal mehrere Wochen gar nicht. Wer Wildkameras nutzt, sollte welche benutzen, welche die Bilder per Funk direkt an die zugehörige Smartphone-App sendet. 

“Wir brauchen keine Wildmarken”

Diesen Satz hört man gerne. Nein! Wildmarken sind Pflicht, sobald erlegtes Wild aus dem Revier bewegt wird. Anderenfalls könnte der mühsam  zu widerlegende Vorwurf der Wilderei rechtlich Bestand haben!

“Wir brauchen mehr Kanzeln!”

Jungjäger müssen oft Kanzeln bauen. Das ist eine berechtigter Auftrag und meistens für alle Beteiligten von Vorteil, der Pächter kann sein Revier aufmöbeln, der Jungjäger lernen wie man Kanzeln baut - was gar nicht so einfach ist wie man als unerfahrener Handwerker zu denken geneigt ist. Allerdings übertreiben es viele altgefahrene Kirrungsjäger gerne mit der Anzahl der Kanzeln in Ihrem Revier- viele davon werden nie benutzt. Eine Lösung für Jungjäger gibt es wohl kaum, wer Jagen will muss sich an den Revierarbeiten beteiligen, ob sie sinnvoll sind oder nicht- wenn es allerdings zu viel wird sollte man sich vielleicht nach einer anderen Jagdgelegenheit umsehen. Eine Alternative können mobile Ansitze sein. Einige Modelle lassen sich innerhalb weniger Minuten mit wenigen Handgriffen aufbauen, zerlegt in einem herkömmlichen PKW transportieren und kosten nicht mehr als wenige hundert Euro.

“Hier gibt es keine Sauen- und keine Wildschäden”

Sauen lassen sich am besten durch klassische Wildzeichen feststellen, also “fährten”: Trittsiegel, Losung, Brechschäden im Grünland. Wenn man allerdings Getreide wie Weizen und Hafer oder Mais im Revier hat, kann man davon ausgehen, dass Sauen nicht weit sind. Achtung: Sauen sind zwar hochspannendes Wild, aber in Feldrevieren bringen sie auch oft so viel Schäden mit sich, dass sich dafür nur schwer ein Pächter findet. Darauf sollte man achten, wenn man in Erwägung zieht, das Revier später vom aktuellen Pächter zu übernehmen.

“Ich gehe nächstes Jahr aus der Pacht raus.”

Wenn man in Erwägung zieht, als Mitpächter in den Pachtvertrag zu gehen sollte und mit diesem Satz gelockt wird sollte man achtsam sein- und nur gemeinsam pachten, wenn man auch über einen längeren Zeitraum miteinander klar kommt. Denn Jagen ist eines der spannendsten Tätigkeiten die es gibt - und fast niemand der einmal damit angefangen hat hört auch freiwillig wieder damit auf. :)

 

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